Bd.I Theoretische Grundlegung
Allgemeine Grundlagen
2. Auflage, br., S. 609
ISBN 3-89379-082-9, Langwedel 1994.
Vorwort zur 2.Auflage von Band I:
Der Begriff "Noosomatik" weist auf die Körperlichkeit (griechisch: soma) des Menschen, die Gegenüber von Impulsen aus bewußten wie auch unterbewußten Anteilen des Geistes (griechisch: nous) ist. Diese Impulse können die Heilungstendenz eines Menschen unterstützen; sie können aber auch zu irrtümlichen Verhaltensweisen führen.
Wenn nach herrschender Meinung der "Geist" in seinen Aktivitäten im Neocortex (in der Großhirnrinde) und die "Seele" (griechisch: psyche) in ihren Aktivitäten unserer Gefühle in der Region um den Hippocampus angesiedelt werden, können Krankheiten durch noogene Einflüsse, durch noogene Blockaden psychischer Energien entstehen. Der Begriff "Psychosomatik" weist auf die Effekte, der Begriff "Noosomatik" auf die Ursachen. Deshalb verwenden wir den Begriff "psychogen" nicht im Entstehungszusammenhang von Krankheiten: Die Seele macht nicht krank. Was krank machen kann, sind geistige Irrtümer mit ihren Folgen, seien diese Irrtümer dem Einzelnen bewußt oder nicht.
Die These von der Individualität des Menschen konsequent gedacht, führt z.B. zur These, daß sogar jeder Schnupfen einzigartig ist (spezielle Viren bei einem speziellen Menschen). Doch die Einzigartigkeit über formale Vergleiche zu nivellieren, kann nicht die Alternative sein.
Das Problem der großen Zahl läßt sich jedoch über die Physiologie lösen: Die physiologisch beschreibbaren Regelkreise, die bereits bekannt sind, korrelieren untereinander und bilden "Mischungsverhältnisse". Ein anschauliches Beispiel dafür ist die Nase. Eine Rezeptorzelle hat etwa 40 Akzeptoren, die in Kollektiven zu etwa 5 so zusammenarbeiten, daß aufgenommene Duftstoffe durch das Mischungsverhältnis der Akzeptorarbeit identifiziert werden. Gedächtniszellen helfen beim Wiedererkennen bereits erlebter und benannter Düfte. Neue müssen erst benannt werden (in die Erfahrung aufgenommen sein), sonst können sie unserer bewußten Aufmerksamkeit entgehen.
Im übertragenen Sinne können wir von einem individuellen Mischungsverhältnis in einem Menschen sprechen, das die einzelnen Mischungsverhältnisse im Organismus des Menschen beeinflußt. Die unterbewußten Anteile des Geistes lassen sich als Effekte und/oder Produkte widerfahrener Impulse von außen als Mischungsverhältnisse differenzieren. Kinder lernen darüber, sich in ihre Umgebung so einzupassen, daß das Überleben und die Kommunikation mit der Umwelt und sich selbst möglichst tragfähig werden.
Das von Alfred Adler beschriebene Phänomen des "Lebensstils", die Anwendung der von Viktor Frankl erarbeiteten Sinnfrage (von ihm haben wir den Begriff "noogen" übernommen) und die Fortführung der Gedanken von Viktor von Weizsäcker zum "Pathischen" führen zur Unterscheidung von Effekt und Intention, von Wirkung und Ursache, und damit zu einem Funktionsbegriff, der in seinem jeweiligen Inhalt über die Sinnstruktur erfaßt werden kann. So wird es leichter fallen, Sachverhalte von Tatbeständen zu unterscheiden.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an diesen Bänden der "Noosomatik" haben beschlossen, daß die Texte möglichst so geschrieben sein sollen, daß sie auch von Laien gelesen werden können. Die Fachleute bitten wir um Verständnis dafür. Doch auch die Laien bitten wir zu bedenken, daß Lesen von schwierigeren Texten auch eine vergnügliche Arbeit sein kann.
Für alle Bände der Reihe "Noosomatik" gilt: Sie ersetzen nicht allgemeinmedizinisches Wissen, sondern bauen darauf auf. Die Ergebnisse unserer Arbeit sollen Verstehenshilfe sein und die Einfühlsamkeit unterstützen.